„auf halber strecke“ – Thomas Christians | Stephan Hörnig

25. JUNI – 30. JULI 2021

25.06.2021 – 30.07.2021

thomas christians I arbeiten auf papier +++ fotografie I objekt

special guest I stephan hörnig

eröffnung: 25.06. 21 I 20.01 uhr

performance zur eröffnung: günter heinz I the wetware trombone 

Über den Künstler:

Thomas Christians – emotionale Bruchstellen

Nach malerischen Versuchen in seiner Jugend sieht Thomas Christians mit 26 Jahren Bilder von Frida Kahlo in einer Monographie. Ihr Schmerz ist ihm nicht fremd. Auch Bilder des jungen Marc Chagall und später: Künstlerinnen und Künstler der New York School beeindrucken ihn sehr.
Zu Besuch bei seiner Mutter findet er im Keller Farben seines früh verstorbenen Vaters. Jetzt treibt es ihn an malerisch wieder aktiv zu werden. Er versucht mit Farbe und Form seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Wobei, eher in der abstrakten Malerei angesiedelt, eine Korrespondenz der Elemente, eine erzählerische Sichtweise, ihm von Beginn an wichtig sind.

Aufgewachsen in Magdeburg und viele Jahre im Raum Dresden-Bautzen-Görlitz lebend, zieht er 2009 nach Markkleeberg bei Leipzig. Leipzig beeinflusst ihn. Der Duktus seiner Arbeiten wird konsequenter, grafischer, farbentleerter, reduzierter. Figurative Elemente treten klarer hervor.

2015 lernt Thomas Christians den Posaunisten und Flötisten der neuen Improvisationsmusik Günter Heinz bei einer Ausstellung in Dresden kennen. Es kommt zu einer performativen Zusammenarbeit, die beide auch in Zukunft fortsetzen möchten. Durch eine persönliche Krise und beeinflusst durch diese Zusammenarbeit sind seine Arbeiten jetzt fast farbentleert. Es sind Kreidezeichnungen mit der Anmutung grober Wollfäden. Sie haben etwas von „Tags“, wie sie in der Graffitikultur üblich sind. Eine Summe von: Was empfinde ich? Was habe ich erlebt? Wer bin ich? Oft reduziert auf ein Zeichen, bei sehr schnellem Arbeitstempo.
In letzter Zeit hält wieder mehr Farbe und ein etwas ruhigerer Rhythmus in seinen Arbeiten Einzug.
Thomas Christians versucht mit seiner Malerei bei sich zu sein. Ihn freut es, wenn die Betrachter für ihn überraschende Interpretationen zu seinen Bildern finden, emotional berührt sind.

Für ihn selbst ist seinen Bildern oft eine Grundstimmung eigen, die er mit dem Motiv „des verlorenen Jungen“ in Verbindung bringt. Ein gelungenes Bild ist für Thomas Christians, wenn an der Bruchstelle „des verlorenen Jungen“ sich eine Korrespondenz mit dem Malgrund, der Farbe und den Arbeitswerkzeugen entwickelt. Häufig sind seine Arbeiten persönliche Beziehungsgeflechte. Manchmal sind sie in einem historischen oder literarischen Kontext eingebettet oder er setzt sich mit aktuellen politischen Themen auseinander, die ihn umtreiben. Übergänge und Grenzen sind hier fließend.

Über seine Arbeitsweise sagt er:
„Die Arbeit an meinen Bildern beginnt meist mit einem explosionsartigen – unbewussten Malausbruch. Die so entstandenen Konturen und Formen bilden das Gerüst, welches durch bewusstere Interpretation in kürzeren oder längeren Zeitabständen ausgebaut wird. Ich benutze Pinsel, greife zur Spraydose, zur Farbrolle, zu herumliegenden Gegenständen oder tropfe auf das Bild.“

Seit 2019 ist sein neuer Lebensmittelpunkt auf dem Land in Sachsen-Anhalt: Nienburg (Saale). Er ist Mitglied der Kunstinitiative Im Friese e.V. in der Oberlausitz und arbeitet mit der Galerie FLOX in Dresden zusammen. In letzter Zeit ist Thomas Christians auch aktiv im Bereich Konzept/Installation.



Thalmann/Christians: Dresden, Juni 2021